Zwergkrallenfrösche (Hymenochirus boettgeri)

[Moni Rademacher]

Lebt im Wasser, schwimmt gerne und ist doch kein Fisch: Der Zwergkrallenfrosch
Hier stelle ich mal eine andere Art Aquarienbewohner vor, die durch ihr interessantes und vielfältiges Verhaltensspektrum bestechen,


Bei Zwergkrallenfrösche handelt es sich um rein aquatil lebende Frösche, die im adulten Alter eine maximale Größe von 3,5 ( m) - 4,5cm ( w) erreichen.
Hierbei bemisst sich Größe an der reinen Rumpflänge.
Im Gegensatz zu Krallenfröschen haben Zwergkrallenfrösche auch zwischen den Zehen ihrer Vordergliedmaßen Schwimmhäute, was wohl eines der wichtigsten offensichtlichen Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen beiden Gattungen darstellt.
Häufig werden im Handel immer wieder auch aquatil lebende Frösche unter der Bezeichnung "Albinozwergkrallenfrösche" angeboten, jedoch handelt es sich hier um eine irreführende, falsche Bezeichnung, denn bisher sind keine Albinoform der Gattung Hymenochirus bekannt
Bei den im Handel so bezeichneten Tieren handelt es sich um Albinoformen der Gattung Xenopus laevis ( großer Krallenfrosch)
An den drei zur Körpermitte hin gerichteten Zehen der Hintergliedmaßen haben Zwergkrallenfrösche schwarze Krallen.


Zwergkrallenfrösche die bei uns im Handel zu finden sind entstammen entweder Privatnachzuchten oder werden als Wildfänge aus Westafrika importiert
Auch wenn diese Tiere auf den ersten Blick sehr possierlich und unproblematisch erscheinen mögen, sollten vor Anschaffung von Zwergkrallenfrösche einige wichtige Haltungsaspekte nicht außer Acht gelassen werden

Haltung von Zwergkrallenfröschen

Beckeneinrichtung:
Der Wasserstand sollte nach Möglichkeit 5-7cm unter der Beckenoberkante liegen, da die Tiere zum Atmen auftauchen müssen
Mit einem gewissen Mindestabstand zur Beckenoberkannte kann man zum einen verhindern, dass sie zu nah an die Abdeckung, und somit an die Röhre kommen, desweiteten minimiert sich so das Ausbruchrisiko, da Frösche mittels Adhäsionskräften die Fähigkeit besitzen, kurze Strecken an glatten Scheiben hochzuklettern

Im Becken dürfen sich keinerlei scharfkantige Einrichtungsgegenstände befinden, da die Frösche eine recht empfindliche Haut haben, die bei Verletzungen schnell zur Verpilzung neigt. Auch auf scharfkantigen Kies sollte man zulieber dieser Tiere verzichten, sie kommen mit Sand wesentlich besser klar.
Sofern man Dekogegenstände ins Becken einbringen möchte müssen diese auf dem Beckenboden stehend eingebracht werden und sollten kippsicher sein.
ZKF unterbuddeln gerne alles und es gilt das Risiko zu vermeiden, dass irgend etwas bei solchen Buddeleien auf die Tiere fallen könnte ( gerade bei Steinaufbauten beachten, zum Einen könnten die Frösche schlicht erschlagen werden, zum anderen kann durch den Einsturz eines Steinaufbaus gegebenenfalls das komplette Becken zerstört werden).

Desweiteren sollte man darauf achten, dass es im Becken keine Stellen gibt, an denen die Frösche sich einklemmen/verklemmen können.
Sie quetschen sich gerne in die engsten Ritzen und müssen jederzeit selbständig wieder aus diesen herauskommen können, da sie ersticken würden, wenn sie aufgrund einer solchen Zwangslage keine Möglichkeit haben, an die Oberfläche zu schwimmen.
Um hier eine annähernde Vorstellung zu vermitteln: ZKF können sich in Ritzen von 2mm Breite quetschen, was leider nicht bedeutet, dass sie dort auch wieder herauskönnen.


Solche kritischen Stellen bitte absichern ( z.B. indem man Filterschwamm dort zwischenklemmt).
Zwergkrallenfrösche bevorzugen Becken mit eher geringer bis mittlerer Strömung, eine zu starke erschwert das Auftauchen erheblich, jedoch muß es auch kein strömungsfreies Becken sein. Man kann oftmals beobachten, dass die Frösche gezielt in die Strömung schwimmen und fast spielerisch dagegen anschwimmen.

Die Haltungstemperatur sollte um 24 -25°C liegen, daher ist ein Heizstab in der Regel zumindest in den Herbst- und Wintermonaten unumgänglich.

Bedingt durch ihre geringe Größe benötigen Zwergkrallenfrösche nur vergleichsweise kleine Becken, wobei folgende Angaben ausschließlich auf Artenbecken bezogen sind.
Bei guter Bepflanzung und genügend Versteckmöglichkeiten kann man schon in einem 25L Becken 3-4 Tiere halten. Jedoch ist hier nicht alleine das Volumen des Beckens entscheidend, vielmehr sollte hier darauf geachtet werden, dass die Grundfläche des Aquariums dem regen Bewegungsbedürfnis der Tiere gerecht wird.
Ein 25L Becken mit den Maßen 40x25x25cm ist durchaus ausreichend, während vergleichsweise ein Becken, dass dieses Volumen eher in der Höhe , denn der Breite bietet ( Bsp.: 6eck AQ mit 25l) deutlich ungeignet wäre.
25L: Bis zu 4 Tieren
45L: Bis maximal 7 Tiere
54L: 8-12 Tiere

Desweiteren sollte beim Besatz eines Zwergkrallenfroschbeckens darauf geachtet werden, dass zumindest eine gleichgroße Anzahl an männlichen und weiblichen Tieren vorhanden sind, vorzuziehen wäre jedoch eine Geschlechterverteilung dahingehend, dass pro Männchen mindestens 2 Weibchen vorhanden sind.
Auch eine Gruppe vieler weiblichen Tiere im Verhältnis zur Anzahl der männlichen ist unproblematisch, nicht jedoch der umgekehrte Fall, wo die Anzahl der männlichen Tiere überwiegt, da männliche Zwergkrallenfrösche schon ein stark ausgeprägtes Paarungssbedürfnis aufweisen. Bei ungünstiger Geschlechterverteilung könnte dies zu starkem Streß der weiblichen Tiere führen.

Bepflanzung:
darf ruhig dichter sein, aber sie sollte immernoch einen gewissen Schwimmfreiraum ermöglichen.
empfehlenswert ist in jedem Fall das Einbringen von Pflanzen, deren Blätter bis nah an die Oberfläche reichen, da ZKF gerne auf solchen Blättern ausruhen und dabei die Nase aus dem Wasser strecken können wollen.


Ich habe hierbei sehr gute Erfahrungen mit brasilianischem Wassernabel gemacht, wobei ich diesen jedoch nicht frei schwimmen lasse, sondern ihn im Boden einpflanze
auch Pflanzen die den Tieren Versteckmöglichkeiten bieten sollte man mit einplanen ( z.B. Nadelsimse als Bund eingepflanzt, Ludwigia, da sie recht buschig wächst, indischer Wasserstern, ebenfalls recht buschig im Wachstum)

Fütterung:
Zwergkrallenfrösche ernähren sich ausschließlich carnivor, sind also reine Fleischfresser.
Das bedeutet zwar nicht, dass sie gegebenenfalls nicht auch anderes Futter vertilgen, aber es stellt keine adäquate Ernährung für sie dar und würde langfristig zu Mangelerscheinungen führen.
Eine abwechslungsreiche Fütterung von Lebend- und Frostfutter ist sehr wichtig um Krankheiten, die aus Mangelerscheinungen resultieren, vorzubeugen. ( Bsp.: Hydrops - Ballonkrankheit)
Hier bieten sich als Lebendfutter Artemia, Bachflöhe Regenwurm ( zerteilt), schwarze und weiße Mückenlarven an ( von Tubifex und roten Mückenlarven würde ich eher abraten, sie gelten aufgrund möglicher Schadstoffbelastung als eher umstritten). Maden sollten nur selten verfüttert werden, da sie einen hohen Fettanteil haben.
Auch frischgeborene Jungfische eigenen sich als Lebendfutter ( Bsp.: Guppys)
Als Frostfutter geeignet sind weiße und schwarze Mückenlarven (rote nicht, wenn vermeidbar, bzw höchstens so alle 10 Tage mal) Artemia, Cyclops ( bei sehr jungen Fröschen), Bachflöhe (sofern sie angenommen werden).
Auch die Futtermengen müssen begrenzt werden, da ZKF fressen, solange etwas vorhanden ist. Das geht hin bis zu wirklich bedenklichem Überfressen.
1x täglich Füttern reicht bei semiadulten und adulten Fröschen völlig aus und sofern sie arg viel gefressen haben macht auch ein darauf folgender Diättag Sinn.

Generell zur würde ich jedem die Haltung dieser interessanten Tiere im Artenbecken empfehlen, da die Tiere nur dort ihr arttypisches Verhalten ausleben werden. Dazu zählt das ( sehr leise und recht ungewöhnliche) "quaken" der Männchen, die Paarung , das Ablaichen und ihr generelles Verhalten. Im Artenbecken wird man diese Tiere gut beobachten können, sie schwimmen dort angstfrei umher, ruhen sich auf Pflanzen aus, interagieren miteinander.. vieles davon geht in der Regel in Gesellschaftsbecken verloren.

Eine Vergesellschaftung mit Zwerggarnelen und Schnecken ist jedoch völlig unproblematisch, sofern man berücksichtigt, dass ein Teil des möglichen Garnelennachwuchses als Lebendfutter fungieren wird.


Sofern sich jemand aber doch zur Haltung im Gesellschaftsbecken entscheidet, sollte er beachten, dass die Tiere sich in der Regel verstecken werden und meist nur dann zu sehen sind, wenn sie schnell an die Oberfläche schwimmen um zu atmen und wenn sie gefüttert werden.
Fütterung erfordert hier deutlich mehr Sorgfalt als im Artenbecken, da Frösche ein völlig anderes Futtertempo und Jagdverhalten haben als Fische und so leider immer wieder ein hohes Risiko besteht, dass sie nicht wirklich ausreichende Mengen des Futters abbekommen.
Während Fische meist direkt ans Futter gehen sind ZKF Lauerjäger, die ihre Beute zunächst taxieren und dann erst zuschnappen.

Zwergkrallenfrösche bitte niemals mit Krebsen oder Krabben vergesellschaften.
auch wenn die Scherenträger noch so friedlich erscheinen mögen, so würde auch ein aggressionsfreies Probekneifen zu sehr problematischen Verletzungen der empfindlichen Froschhaut führen können.

Sonstiges
Auch Zwergkrallenfrösche häuten sich. Normalerweise erfolgt die Häutung in einem Stück und die Frösche fressen ihre Haut meistens während der Häutung direkt auf und ziehen sie somit vom Körper.
In seltenen Fällen kommt es vor, dass ein Tier nicht so richtig aus der Haut kommt, hier kann man, vorsichtiges Hantieren vorausgesetzt, dem Tier helfen, indem man die Haut an einer schon abgelösten Stelle festhält und das Tier sich durch "Zappeln" aus der restlichen Haut befreit. In solchen Fällen frißt das Tier seine Haut jedoch nicht auf.

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Sollten weitere Fragen zu diesen Aquarienbewohnern bestehen, versuche ich gerne, sie zu beantworten.