PANZERWELTEN-FORUM

Normale Version: Warum können Krabben ertrinken??
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hi, kann mir einer diese Frage beantworten??
hab zwar viel drüber gelesen und mir meins zusammengereimt aber vielleicht kann hier einer nochwas dazu sagen Smile
Hallo Erik,

eigentlich ganz einfach Smile

Zunächst mal: Nur wenige Landkrabben können ertrinken, die anderen nicht.

Alle Krabben haben Kiemen mit denen Sie aus dem Wasser/der Luft den Sauerstoff lösen.
Krabben die sehr weit an das Landleben angepasst sind, haben im Laufe der Evolution ihre Kiemen daraufhin angepasst. Diese Krabben haben meist auch einen voluminöseren Körperbau. Mit dieser Anpassung an das Landleben haben sie aber die Fähigkeit verloren, Sauerstoff aus dem Wasser zu lösen. Also können sie auch ertrinken.

Die meisten Krabben sind aber - evolutionsmäßig gesehen - eher Wassertiere, die gar keinen Luftsauerstoff atmen können. Um trotzdem an Land gehen zu können, haben sie vielfältige Mechanismen entwickelt, um die Kiemen auch an Land mit Wasser zu umspülen. Mangrovenkrabben zum Beispiel nehmen Wasser mit, was sie ständig intern umpumpen, so das es innen an der Bachklappe an den Kiemen längsläuft und die Kiemen feucht hält, sowie sie mit Sauerstoff versorgt. Den Sauerstoff nimmt das Wasser durch das "umpumpen" von der Umgebungsluft auf. Wenn man eine Mangrovenkrabbe mal beobachtet, kann man auch sehen, wie oben neben der "Nase" Wasser austritt.

Die Versorgung mit Wasser ist das größte Problem für die Tiere beim Landgang. Je nachdem wie gut sie dieses Problem gelöst haben, können sie sich weiter vom Gewässer entfernen oder eben nicht. Mangrovenkrabben z.B. können also nicht ertrinken, dafür aber austrocknen

Landkrabben sind weitestgehend unabhängig von Wasserquellen, können also auch große Strecken an Land zurücklegen. Und die können dann eben auch ertrinken.
Okay,
ich dachte das der Landteil eben bei der Häutung gebraucht wird da bei der Häutung die feinen Häärchen die zum Schutz der Blattkiemenpaare da sind auch erneuert werden und ein Großteil der Kiemen dadurch seine Arbeit einstellt und sie eben dann auch Gefahr laufen ertrinken zu können. Wenn ich richtig gelesen habe setzen Sie an Land auch Ihre "zweites Atmungsorgan" ein (Hautatmung).
ist diese Annahme falsch??
Und wenn ja warum dann überhaupt einen Landteil für amphibische Krabben??
Hossa Icon_wink

Zunächst sei noch hinzugefügt, dass es auch semiterrestrische Krabben gibt, die ertrinken können (wie einige Ucas, Winkerkrabben).

Naja, amphibisch sagt ja schon: Land und Wasser. Rote Mangrovenkrabben kann man an sich wochenlang im Wasser halten, ertrinken werden sie nicht. Als Mangrovenbewohner sind sie aber nunmal gewohnt, zwischen beiden Elementen zu wechseln.

Einen Vogel hält man ja auch nicht artgerecht, wenn er nicht wenigstens ein bisschen in einem Käfig oder einer Voliere fliegen kann (auch hier mag es Ausnahmen geben, bin kein Ornithologe).

Da Mangrovenkrabben auch auf dem Land ihre Gänge graben, kann man eigentlich davon ausgehen, dass hier ihr normaler "Ruhe"raum ist, im Wasser wird wohl eher nach Nahrung gesucht.

Einige Krabben haben lungenähnliche Kiemen, die sie an Land benutzen können, dazu kommt das Mitnehmen eines Wasservorrats, wie Püffi es schon beschrieben hat, und nicht zuletzt eben Kiemen, die noch solche sind und kaum Sauerstoff aus der Luft aufnehmen können. Eine Art Hautatmung mag es zudem bei manchen Krabben geben, die Regel ist es wohl nicht. Eher ist mir bekannt, dass sie über die Haare (Setae = Borsten) Feuchtigkeit aufnehmen, die sie für ihre Kiemen benötigen.
Hi Icon_wink

Häutungen erfolgen bei sehr vielen Krabben unter Wasser. Einfach aus dem Grund, weil sie das Wasser dazu nutzen den noch weichen Panzer aufzupumpen, so das er größer wird. Das Wachsen ist ja Sinn und Zweck des Häutens.

Zumindest eine an Land lebende (und sich dort häutende) Krabbenart nutzt dazu die eigenen Darmgase, mit denen sie nach einer Häutung den weichen Panzer aufpumpt. Ist schon irre was sich da alles so entwickelt hat Icon_wink

Zurück zu deiner Frage: Unter der Häutung werden auch die Kiemen erneuert und es kommt kurzzeitig tatsächlich dazu, das die Krabbe nicht mehr atmen kann. Deswegen versterben Krabben auch, wenn etwas bei der Häutung nicht klappt und sie feststeckt. Sie erstickt dann. Das ist unabhängig davon, ob sich die Krabbe an Land oder im Wasser häutet.

Über eine Hautatmung habe ich bisher ehrlich gesagt noch nichts gehört. Kann ich mir auch schlecht vorstellen, bei dem dicken Panzer Smile

Zum Landteil hat Ollie ja schon einiges gesagt. Landgänge gehören einfach zum Leben einer Krabbe (bei den allermeisten Arten)
Uha da muß ich mein Wissen das ich mir angelesen habe korrigieren.
Das buch muß ich noch raussuchen wo sowas drinstand, aber auch im Netz gibt es hierzu was, das ja dann falsch sein müsste.
http://insel.heim.at/malediven/350824/kr...tmung.html
Hallo Erik,

alles was ich geschrieben habe, halte ich für absolut gesichert:

Bis auf die Hautatmung. Darüber weiss ich zuwenig.
Ich werde mal etwas Literatur wälzen .... vielleicht finde ich ja noch was Smile
Hallo Erik,

ich muss nochmal in einem englischsprachigen Buch nachlesen, ich hoffe, das ich das am Wochenende schaffe. Ich habe aber noch etwas interessantes im Netz gefunden:

Die Atmung der Landkrabben erfolgt über verkürzte Kiemen, die so stabil sind, dass sie an der Luft nicht kollabieren. Eine starke Durchblutung ermöglicht die Aufnahme von atmosphärischen Sauerstoff. Da die Atmung nur bei feuchten Kiemen funktioniert, wird über die in den Kiemenraum hineinragenden Perikardialsäcke, deren Haut sehr dünn ist, Wasser abgegeben. Das durch Verdunstung verlorene Wasser muss wieder ersetzt werden. Dazu suchen die Landkrabben feuchte Stellen auf und stülpen die Perikardialsäcke an der Körperunterseite nach außen. Über diese mit hygroskopischen Härchen besetzten Oberflächen wird Wasser aufgenommen.
Quelle

Über eine Hautatmung habe ich bisher nichts gefunden. Aber vielleicht bringt ja die englische Literatur noch etwas mehr Licht ins Dunkel.
Hallo Erik,

ich habe jetzt in meinem "Standardwerk" über Krabben (Biology of the land crabs, edited by Burggren, McMahon) nachgelesen und habe meine o.g. Auffassung (evolutionsbedingter Umbau der Kiemen der Landkrabben zur Luftatmung statt zur Wasseratmung) bestätigt gefunden. Andere Atmungsfunktionen außer die Kiemen werden nur für einige wenige Krabben beschrieben, die über "Fenster" in den Beinen zum Gasaustausch verfügen.

Ich schätze Annette Berkelmann sehr, sie hat mir viel über Krabben beigebracht, aber in diesem Fall wüsste ich erst gerne noch mehr dazu, wie sie zu dieser Annahme (Hautatmung bei Kabben) kommt.

Sind deine Fragen damit erstmal beantwortet?
Ja klar sind meine Fragen beantwortet und ich finde es total klasse wie Ihr Euch drum kümmert die Fragen auch richtig und mit viel Hintergrundwissen zu beantworten.
Morjen Icon_wink

Habe nun auch noch etwas dazu in meinen wissenschaftlichen Quellen wiedergefunden, das eine Antwort geben sollte:

Die äußere dünne Epicuticula des Rückenpanzers besteht demnach zum Teil aus wasserundurchlässigen Wachsen und Polyphenolen, die undurchlässig für Gase (!) sind. Die inneren Schichten (Chitin und Glykoproteinen) bestimmen die mechanischen Eigenschaften. Das Exoskelett aus Chitin gibt nicht nur Halt für Muskeln und Schutz vor mechanischer Beanspruchung von außen, durch einen Wachsüberzug der Cuticula entsteht auch eine Schutzschicht gegen Verdunstung.

Das gilt für Arthropoden generell, also Gliederfüßer, zu denen auch die Krebstiere gehören. Icon_wink