PANZERWELTEN-FORUM

Normale Version: GEOSESARMA PONTANIAK (Mandarin Krabbe)
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Text: Monika Rademacher
Fotos: Oliver Mengedoht


Wissenschaftlicher Name: Geosesarma pontaniak (vormals: G. notophorum, siehe https://www.panzerwelten.de/forum/showth...p?tid=8632 )

Deutscher Name:  Mandarinkrabbe

Systematik: Domäne Eucaryota (Eukaryoten), Reich: Animalia (Tiere), Unterreich Metazoa (Vielzeller), Abteilung Eumetazoa (Gewebetiere), Unterabteilung Bilateria, Stammgruppe Protostomia (Urmünder), Überstamm Ecdysozoa (Häutungstiere), Stamm Arthropoda (Gliederfüßer), Unterstamm Crustacea (Krebstiere), Klasse Malacostraca (Höhere Krebse), Überordnung Eucarida, Ordnung Decapoda (Zehnfußkrebse), Unterordnung Pleocyemata, Infraordnung Reptantia, Teilordnung Brachyura (Echte Krabben), Überfamilie Grapsoidea, Familie Sesarmidae (Mangrovenkrabben), Gattung Geosesarma, Art Geosesarma notophorum

Herkunft/Verbreitung: Pulau Lingga, eine Insel östlich von Sumatra (Indonesien)

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weitere Fotos: https://panzerwelten.de/photos/index.php?/category/471

Aussehen: Färbung – wie bei den meisten Krabbenarten – variabel. Im Allgemeinen ist der Körper hellbraun bis braun mit lila-farbenen Einschlüssen, insbesondere die hintere Hälfte des Rückenschilds (Carapax) erscheint je nach Licht mehr oder weniger stark bläuchlich bis deutlich blau. Die C-förmige Furche in der Mitte ist in der Regel kastanienbraun gefärbt. Bei dem Großteil der Tiere sind die Augen leuchtend grün, bei einigen Exemplaren jedoch eher gelblich-grün und bei einzelnen Tieren zeigten sich auch gelbe Augen. Die Scheren sind knallorange gefärbt, die Beine mehr oder weniger hell braun bis rot

Jungtiere weisen eine beige-braune Färbung ohne die orangen Scheren auf und auch die grün-gelben Augen sind weniger deutlich/intensiv gefärbt, was der Jungbrut bis zur Geschlechtsreife (ab vermutlich knapp einem Zentimeter Carapaxdurchmesser) ein gutes Tarnbild verleiht.

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Geschlechtsunterschiede: krabbentypisch, Männchen haben eine schmale Bauchklappe, Weibchen eine deutlich breitere, die nahezu das gesamte Abdomen bedeckt. Männchen haben wuchtigere Scheren als Weibchen, ihre rechte Schere ist hierbei leicht vergrößert (was mit dem bloßen Auge aber kaum zu unterscheiden ist).

Größe: mindestens bis 11 mm Carapax-Breite

Alterserwartung: bis ca. zwei Jahre

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Temperatur: tropisch (etwa 20 bis 28 Grad)

Beckengröße/Besatz: für ein Pärchen ab 25 L (40 x 25 x 25cm), vorzuziehen wäre eine Haltung in kleiner Gruppe in Becken ab 60 cm Kantenlänge. Die Gruppe sollte möglichst aus mehr Weibchen als Männchen bestehen , zumindest aber ein ausgeglichener Geschlechterschlüssel dahingehend gegeben sein, dass nicht mehr Männchen als Weibchen die Gruppe bilden.

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Beckeneinrichtung: Terrarium mit kleiner Wasserschale; gut strukturiert mit verschiedenen Kletterebenen, Versteckmöglichkeiten und Höhlenbau-tauglichem Substrat; Pflanzen (auch herunterrankende) Moose.

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Futter:
G. notophorum scheinen sich omnivor zu ernähren, unsere Tiere nehmen bisher Frostfutter (Artemia, Mückenlarven, Cyclops) ebenso an, wie Fischflocken- und Granulatfutter sowie Obst. Es empfiehlt sich, den Tieren eine zusätzliche Kalziumquelle in Form von Sepiaschale, evt gemahlenen Eierschalen oder ähnlichem zur Verfügung zu stellen.

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Verhalten: Relativ friedlich, hocken mitunter gerne beieinander. Insgesamt leben G. notophorum eher versteckt und meiden hell beleuchtete Stellen, bietet man ihnen hingegen eine eher schummrige, gedämpfte Beleuchtung, so zeigen sie sich ab und an durchaus auch mal. Sofern im Terrarium vordefinierte Versteckmöglichkeiten in Form von Nischen, Ritzen, Laub, Moos-Partien etc in ausreichendem Maß geboten werden, nutzen die Tiere diese Alternativen gerne und zeigen nur wenig Ambitionen, sich einzugraben.

Vermehrung: Spezialisierte Fortpflanzung im Süßwasser mit fertig entwickelten Jungtieren statt Larven. Die Weibchen tragen acht bis zwölf relativ große Eier (> 1mm) unter ihrer Bauchklappe, aktuelle Halterberichte weisen jedoch auch auf die Möglichkeit umfangreicherer Eipakete hin. Nach dem Schlupf tragen die Weibchen die Jungtiere zwei bis drei Tage auf dem Rückenpanzer – ein bisher einmalig bekanntes Brutverhalten bei Krabben.

Vergesellschaftungsmöglichkeit: .
Bei dieser Krabbenart empfhielt sich die Haltung im Artenbecken.

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Bemerkungen:
• Die Art wurde 1995 von Peter K.L. Ng und Cheryl G.S. Tan erstbeschrieben, inklusive des bis dahin nur bei dieser Spezies gefundene Brutverhalten.

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• Auf Pulau Lingga lebt diese Art in einer Höhe von 1.000 bis 1.300 Metern Höhe über dem Meeresspiegel – Hochlandkrabben ("Higland Crabs"). Schon die Entdecker berichten, dass die Krabben in Gefangenschaft problemlos mehrere Meter in die Höhe klettern.

• Mitunter gehen die Tiere ins Wasser, jedoch relativ selten und meist nicht allzu lang. Bevorzugt suchen sie dabei solche Stellen aus, an denen sie eine direkte Aufsitzmöglichkeit haben, so dass sich primär die Beine im Wasser befinden, der Körper ab Maxillipeden-Anfang jedoch oberhalb der Wasseroberfläche. Die Gefahr des Ertrinkens besteht bei dieser Art aber offenbar nicht!

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• Die Art gehört zu der Geosesarma malayanum-Gruppe der Geosesarma (wo der Exopod des dritten Maxillipeden kein Flagellum hat und der entfernte Teil des ersten Gonopod kurz ist) – Ng hat die Geosesarma in drei Gruppen aufgeteilt. Das verwundert nicht weiter, wenn man bedenkt, dass es unter den Geosesarma trotz der rein äußerlichen Ähnlichkeiten unspezialisierte Fortpflanzungstypen gibt, die sich also mit mehreren Larvalstadien im Meerwasser vermehren, Typen mit verkürzter als auch mit komplett abgekürzter Entwicklung, also mit der Entwicklung im Ei direkt zur fertigen Jungkrabbe. Es gibt rein terrestrische Arten und verschiedene Formen der Brutpflege.

• Die in den letzten knapp zwei Jahren aufgetauchte Geosesarma krathing ("Orange Vampirkrabbe", "Orangeköpfchen-Krabbe" – http://www.panzerwelten.de/forum/showthread.php?tid=464 ) ist auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden und selbst morphologisch sind die Unterschiede nicht so einfach entdecken. Zum einen sind die Augen von G. notophorum größer als die von G. krathing, wodurch sie besser ins "Kindchenschema" passen – der augenfälligste Unterschied, zusammen mit den meist helleren Beinen. Ansonsten hat G. krathing im Ischium des dritten Maxillipeden (das am besten zu sehende, äußere Mundwerkzeug) eine Furche, die G. notophorum nicht hat – siehe Foto unten. Ob sich auch die Bauchklappen unterscheiden, können wir mangels männlicher G. krathing-Exemplare nicht beurteilen.

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G. krathing zeigt eine Furche (auf der rechten Seite grün eingefärbt) auf dem Ischium des dritten Maxillipeden, die G. notophorum nicht aufweist. FOTO: Chris Lukhaup/Crusta10

• Laut Ng und Tan krabbeln die Jungtiere nach dem Schlupf über die Beinansätze und die Seitenregion auf den "Rücken" der Mutter, wo sie vom Wasserfilm mit bedeckt werden, der typisch für das searmide Atemsystem ist. Das Weibchen positioniert sich dann häufig unter feuchten Gegenständen, wohl um die Luftfeuchtigkeit für die Jungtiere zu erhalten. Anfangs sind die Minikrabben ruhig und beginnen nach zwei bis drei Tagen, aktiver zu werden. Insbesondere vor dem Verlassen des Muttertiers wurde beobachtet, dass sie öfter über die Mundpartie und Augen der Mutter krabbeln, wenn die Jungen zu aktiv werden, greift die Mutter sie mit den Scheren und setzt sie auf dem Substrat ab. Während der gesamten Brutzeit scheinen die Weibchen nicht zu fressen (wahrscheinlich ein genetisch verankertes Verhalten, dass die Jungtiere davor schützt, von den Eltern gefressen zu werden).

Die Jungtiere sind anfangs rot und werden nach einigen Häutungen gefleckt braun, inklusive der Augen. Die Augen werden nach Ng und Tan erst ab einer Panzerbreite von etwa einem Zentimeter und darüber grün oder gelb. Diese Färbung verleiht ihnen in der Umgebung des Substrats mit dunkler Oberfläche und abgefallenen Blättern eine gute Tarnung.