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HEMIGRAPSUS TAKANOI (Asiatische Strandkrabbe) - Druckversion

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HEMIGRAPSUS TAKANOI (Asiatische Strandkrabbe) - Ollie Mengedoht - Sunday, 2. November 2008

Text: Oliver Mengedoht, Monika Rademacher
Fotos: Oliver Mengedoht


Wissenschaftlicher Name: Hemigrapsus takanoi

Deutscher Name: Asiatische Strandkrabbe

Andere Namen: Asian Shore Crab, Brush-Clawed Shore Crab, Pencil Crab, Peenselkrab

Systematik: Domäne Eucaryota (Eukaryoten), Reich: Animalia (Tiere), Unterreich Metazoa (Vielzeller), Abteilung Eumetazoa (Gewebetiere), Unterabteilung Bilateria, Stammgruppe Protostomia (Urmünder), Überstamm Ecdysozoa (Häutungstiere), Stamm Arthropoda (Gliederfüßer), Unterstamm Crustacea (Krebstiere), Klasse Malacostraca (Höhere Krebse), Überordnung Eucarida, Ordnung Decapoda (Zehnfußkrebse), Unterordnung Pleocyemata, Infraordnung Reptantia, Teilordnung Brachyura (Echte Krabben), Überfamilie Grapsoidea, Familie Varunidae, Gattung Hemigrapsus, Art Hemigrapsus takanoi

Herkunft/Verbreitung: Ursprünglich in kalten bis subtropischen Teilen des nordwestlichen Pazifiks (Nord-Japan bis China). In den 1990er Jahren versehentlich in der Biscaya eingeführt – seitdem konnten sich drei Populationen etablieren (Stand: 2002): in den südlichen Niederlanden, im Hafen von Le Havre und eine große in der Bucht von Biscaya von Jard-sur-Mer (Frankreich) bis zur Bucht von Santander (Spanien).

Die holländische Population hat sich kürzlich dramatisch ausgeweitet und bis nach Belgien ausgedehnt (wo auch unsere Exemplare herstammen). Auch in Deutschland (Berichte von Norderney und Niedersachsen) ist diese Art bereits aufgetaucht und wird wahrscheinlich auch die amerikanische Atlantikküste erobern.


   
weitere Fotos: www.panzerwelten.de/v/Hemigrapsus/Hemigrapsus_Tanakoi/

Aussehen: Grau bis braun, auch orange-braun oder grün, hell und dunkel gebänderte Beine, kleine dunkle Punkte auf den Scheren, helle "Püschel" an der Basis der Scherenfinger bei den Männchen. Drei deutliche Zähne am Vorderen Seitenrand (hinter den Augen). Weibchen haben oft zwei symmetrisch angeordnete Flecken auf dem Carapax.

Geschlechtsunterschiede: krabbentypisch, Männchen haben eine schmale Bauchklappe, Weibchen eine breite Bauchklappe, die nahezu die komplette Sternalplatte bedeckt. Männchen haben wuchtigere mit Scheren mit pelzartigen Strukturen.

   

Größe: mindestens bis 3,25 cm Carapax-Breite

Alterserwartung: wenige Jahre

Temperatur: 15 bis 28 Grad

Beckengröße/Besatz: In der Natur werden bis zu 20 Individuen pro Quadratmeter gezählt – solche Besatzdichten sind in Aquarien sicher nicht ratsam.

Beckeneinrichtung:Meeres- oder Brackwasser-Aqua-Terrarium (Sandstrand, Felsen) oder Meerwasser-Aquarium mit Aufsitzmöglichkeiten oberhalb der Wasseroberfläche

   

Futter: krabbentypische Allesfresser, in der Natur Algen, kleine Wirbellose, Fischlarven und Jungfische – alles, was sich zwischen den Felsen in der Gezeitenzone findet. In Gefangenschaft aber auch herkömmliches Fischfutter, Frostfutter, Spirulinatabs, Krebstabs, Garnelenfutter

Verhalten: aggressiv (auch untereinander), keine Scheu, tag- und nachtaktiv, räumen gerne um. Räuberische Allesfresser.

   
Trächtiges Weibchen

Vermehrung: unspezialisert mit mehreren Larvalstadien, pelagisch (freischwimmend) im Meer. H. takanoi kann wie auch H. sanguineus bis zu 50.000 Eier drei bis vier mal im Jahr produzieren (im Gegensatz zu den heimischen Krabben, die maximal zweimal pro Saison trächtig werden). Die Larven sind in Salinität und Temperatur nicht so variabel wie adulte Tiere. Larven benötigen Salinitäten von 25 bis 35 Promille und 23,83 Grad Celsius +- 0,91 Grad zur erfolgreichen Entwicklung zur Megalopa.

Vergesellschaftungsmöglichkeit: Nur mit Tieren, bei denen man Verluste in Kauf nimmt. Anemonen und Weichkorallen werden offenbar ignoriert. Im Allgemeinen wird jedoch versucht zu fressen, was kleiner oder gleich groß ist.

   
Drei H. takanoi und eine H. sanguineus (r.u.).

Bemerkungen:
• Lebt zwischen Steinen und Austern in Estuarien, Lagunen, Häfen und geschützten Buchten. Generell eine Krabbe der Gezeitenzonen, wurde aber in Häfen auch in bis zu 20 Meter Tiefe entdeckt.

• Lange für H. penicillatus gehalten, aber es handelt sich doch um zwei verschiedene Arten.

• Benannt nach Masatsugu Takano, der als erster erkannte, dass H. penicillatus und H. takanoi zwei verschiedene Arten sein müssen.

   
Typisch: Die "Püschel" an den Scheren der Männchen.

• Eine andere asiatische Strandkrabbe, H. sanguineus, hat ebenfalls einen großen Bereich der atlantischen Küste der USA besiedelt – und Populationen im Hafen von Le Havre in der Normandie sowie in den Niederlanden aufgebaut. H. sanguineus ist durch größere rötliche Punkte auf den Scheren, kürzere, aber kräftiger Setae auf den Beinen und vor allem fleischige "Knubbel" statt "Püschel" zu unterscheiden.

• Jan Bossel berichtete 2005 (www.dochterland.org/hemigrapsus.htm), dass er in der Oosterschelde (Niederlande) an der oberen Ebbezone nur noch zwei bis vier Zentimeter große Krabben dieser Art fand und die vertraute, heimische Strandkrabbe (Carcinus maenas) nur noch in der unteren Gezeitenzone.

   
Weibchen

   
Männchen (Exuvie): Schmale Bauchklappe.