Wednesday, 29. August 2012, 15:57
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Wednesday, 29. August 2012, 16:38 von Raverlexia.)
Hallo, liebe Krabbe*l*freunde,
erst jetzt, nach über einem Jahr, finde ich wieder Zeit, etwas über mein Nordseeaquarium zu schreiben, und das hat triftige Gründe...
Kurze Zeit, nachdem ich das letzte Mal hier gepostet habe, vermehrte sich mit rasanter Geschwindigkeit eine fiese Braunalge im Becken. Je öfter ich das Wasser wechselte, um sie wieder loszuwerden (damals noch unser Berliner Leitungsheimer...), umso schlimmer vermehrte sich diese Alge. Das Teufelszeug verklebte nach und nach sämtlichen Meeresbewohnern die Atmungsorgane und einer nach dem anderen starb, zum Schluß auch mein geliebter Onno und die süße Kniepje-Maus. Sie ruhen jetzt alle im Garten...
Dieser Rückschlag war natürlich heftig. Ich wollte herausfinden, woran es lag, daß ich diese besch...ene Braunalge nicht in den Griff bekommen habe. Ich berichtete unserem Aquarianerfreund auf Borkum von der Tragödie. Es stellte sich heraus, daß das Leitungswasser in unserer Stadt SO hart ist, daß es sich nicht zum Aufhärten von Nordseewasser eignet, da sich durch eben diesen Mineralkalk im Leitungswasser eine sog. Silikatalge bildet. Die Krux ist, daß durch die häufigen Wasserwechsel diese Alge nur noch schlimmer wächst, da sich ja die Silikate auf diese Art im Wasser nur noch summieren!
Ich hätte mich hauen können, daß ich unseren Freund nicht sofort kontaktiert habe, nachdem mir diese Drecksalge aufgefallen war...
Nun blieben mir nur noch die Strandschnecken, und die galt es jetzt wenigstens zu retten. Unser Freund Manfred versuchte mich damit zu trösten, daß ich auf DEN wahrscheinlich häufigsten Anfängerfehler überhaupt in Sachen Meerwasseraquaristik 'reingefallen bin und daß die meisten Anfänger aus diesem Gründe auch wieder aufgeben. DAS wollte ich, allem Schock zum Trotz, nun aber auf gar keinen Fall.
So ließ ich mich weiterhin beraten: Als erstes sollte ich destilliertes Wasser in's Becken kippen, das eine Nacht lang offen an der Luft stand, um neue Keime zu entwickeln. Das Ganze tötete zunächst nach und nach die olle Braunalge ab. So konnte ich wenigstens einige Felsengarnelen und Futtermysis zu den Schneckies dazusetzen.
Dann machte sich prompt eine Grünalge breit - ich fing langsam an zu Fluchen!
Also wieder Wasserwechsel mit destilliertem bzw. entmineralisiertem Wasser.
Dann brachten meine Eltern mit von der Nordsee einige Muschelschalen mit, die mit Seepocken besetzt waren. Prompt blühte das Wasser schon wieder! Nach mehrfachen manuellen Reinigungsaktionen und Wasserwechseln beruhigte sich das Becken wieder.
Allerdings musste ich mich nun bis zum nächsten Sommer gedulden, an neue Bewohner zu kommen, denn aus beruflichen Gründen musste ich auf die Herbstferien mit meiner Family verzichten und sie alleine nach Borkum fahren lassen *heul*.
ABER DANN: Es wurde irgendwann endlich auch in diesem Jahr mal Sommer!!! Und diesmal habe ich beschlossen, in Zukunft Pflegefehler jeglicher Art zu vermeiden: Ich fragte auf Borkum dem armen Manni akribisch Megalöcher in den Insulanerbauch über bessere Methoden der Wasseraufbereitung im heimischen Fischsuppentopf. Mit entsprechendem Erfolg!
In der elektrischen Transportkühlbox kam Anfang August eine bunte Truppe in der Hauptstadt an, um sich eine komfortable WG-Halle zu teilen. Das Wasser wurde zunächst zum größten Teil durch Original-Nordseewasser ersetzt, wozu ich meinen Mann verdonnert habe, als er zweimal aus beruflichen Gründen nach Hause musste; nicht ohne vorher von mir mit einem 12l-Kanister Seewasser be"glückt" zu werden *grinsel*.
So konnten die neuen Bewohner gleich einziehen: Onno zwo, Kniepje die II., der große Einsiedler Bernhard, die Seesterne Eno, Meno und Keno, ein Haufen namenloser Blumentiere und Strandschnecken und natürlich wieder seepockenbewachsene Lebendsteine aus den Buhnen. Sogar ein Babyfischchen ist an Bord, von dem ich immer noch nicht weiß, ob es sich um einen jungen Wolfsbarsch oder um eine Grundel, Muräne oder vielleicht sogar um einen jungen Lachs handelt.
Ferner gibt es noch gut zwei Dutzend Mies- und Herzmuscheln als Filtrierer und Seesternfutter.
Aufhärten tu' ich das Wasser nur noch durch Muschelschill, zerbrochene Muschelschalen. Ich habe inzwischen eine Dupl*-Umkehrosmoseanlage im Keller, die Wasserwerte halten sich bis jetzt top. Zusätzlich habe ich noch einen Silikat/Phospatkiller im Zusatzfilter.
Einen Nitritpeak konnte ich seither auch nicht verzeichnen, da ich einmal die Woche mit Hydrokoll und All-in-One aus der Fachhandlung dosiere, das Wasser ist glasklar und damit sauberer als die Nordsee (Kunststück!).
Und das Schönste: Die miteingeschmuggelten Babiekrabbseln häuten sich bereits fleißig, und Seesterne wie der Fischie wachsen!
Nun kann ich mich endlich wieder trauen, diesen alten Thread wiederzubeleben, diesmal will ich's wirklich richtig anpacken!
Viele Grüße allen Gleichgesinnten!
-So, lieber Wolfgang, nun kann ich Dir also auch endlich Deine Frage beantworten:
Es handelt sich um Seenelken und die weit in der Nordsee verbreiteten Schlammrosen, Sagartia troglodytes, in erstaunlichen Farbvarianten.
Ich füttere sie des Öfteren mit einer Extraration Flüssigplankton oder Fischstückchen, den Rest machen eine Tageslicht- sowie eine Blaulichtröhre für die Zooxanthellen.
Alles, was vom Plankton frei davonschwimmt, landet bei den Seepocken, die nach jeder Fütterung gierig zu wedeln beginnen.
Einmal habe ich aus Versehen die Pipette unter einem der Seesterne zu kräftig ausgedrückt, jetzt ohne Quatsch, der sah am nächsten Morgen aus wie ein Michelin-Männchen und die Spitzen vorne waren rund...!
Aber er hat's zum Glück überlebt!
Viele Grüße!
Alexia
erst jetzt, nach über einem Jahr, finde ich wieder Zeit, etwas über mein Nordseeaquarium zu schreiben, und das hat triftige Gründe...
Kurze Zeit, nachdem ich das letzte Mal hier gepostet habe, vermehrte sich mit rasanter Geschwindigkeit eine fiese Braunalge im Becken. Je öfter ich das Wasser wechselte, um sie wieder loszuwerden (damals noch unser Berliner Leitungsheimer...), umso schlimmer vermehrte sich diese Alge. Das Teufelszeug verklebte nach und nach sämtlichen Meeresbewohnern die Atmungsorgane und einer nach dem anderen starb, zum Schluß auch mein geliebter Onno und die süße Kniepje-Maus. Sie ruhen jetzt alle im Garten...
Dieser Rückschlag war natürlich heftig. Ich wollte herausfinden, woran es lag, daß ich diese besch...ene Braunalge nicht in den Griff bekommen habe. Ich berichtete unserem Aquarianerfreund auf Borkum von der Tragödie. Es stellte sich heraus, daß das Leitungswasser in unserer Stadt SO hart ist, daß es sich nicht zum Aufhärten von Nordseewasser eignet, da sich durch eben diesen Mineralkalk im Leitungswasser eine sog. Silikatalge bildet. Die Krux ist, daß durch die häufigen Wasserwechsel diese Alge nur noch schlimmer wächst, da sich ja die Silikate auf diese Art im Wasser nur noch summieren!
Ich hätte mich hauen können, daß ich unseren Freund nicht sofort kontaktiert habe, nachdem mir diese Drecksalge aufgefallen war...
Nun blieben mir nur noch die Strandschnecken, und die galt es jetzt wenigstens zu retten. Unser Freund Manfred versuchte mich damit zu trösten, daß ich auf DEN wahrscheinlich häufigsten Anfängerfehler überhaupt in Sachen Meerwasseraquaristik 'reingefallen bin und daß die meisten Anfänger aus diesem Gründe auch wieder aufgeben. DAS wollte ich, allem Schock zum Trotz, nun aber auf gar keinen Fall.
So ließ ich mich weiterhin beraten: Als erstes sollte ich destilliertes Wasser in's Becken kippen, das eine Nacht lang offen an der Luft stand, um neue Keime zu entwickeln. Das Ganze tötete zunächst nach und nach die olle Braunalge ab. So konnte ich wenigstens einige Felsengarnelen und Futtermysis zu den Schneckies dazusetzen.
Dann machte sich prompt eine Grünalge breit - ich fing langsam an zu Fluchen!
Also wieder Wasserwechsel mit destilliertem bzw. entmineralisiertem Wasser.
Dann brachten meine Eltern mit von der Nordsee einige Muschelschalen mit, die mit Seepocken besetzt waren. Prompt blühte das Wasser schon wieder! Nach mehrfachen manuellen Reinigungsaktionen und Wasserwechseln beruhigte sich das Becken wieder.
Allerdings musste ich mich nun bis zum nächsten Sommer gedulden, an neue Bewohner zu kommen, denn aus beruflichen Gründen musste ich auf die Herbstferien mit meiner Family verzichten und sie alleine nach Borkum fahren lassen *heul*.
ABER DANN: Es wurde irgendwann endlich auch in diesem Jahr mal Sommer!!! Und diesmal habe ich beschlossen, in Zukunft Pflegefehler jeglicher Art zu vermeiden: Ich fragte auf Borkum dem armen Manni akribisch Megalöcher in den Insulanerbauch über bessere Methoden der Wasseraufbereitung im heimischen Fischsuppentopf. Mit entsprechendem Erfolg!
In der elektrischen Transportkühlbox kam Anfang August eine bunte Truppe in der Hauptstadt an, um sich eine komfortable WG-Halle zu teilen. Das Wasser wurde zunächst zum größten Teil durch Original-Nordseewasser ersetzt, wozu ich meinen Mann verdonnert habe, als er zweimal aus beruflichen Gründen nach Hause musste; nicht ohne vorher von mir mit einem 12l-Kanister Seewasser be"glückt" zu werden *grinsel*.
So konnten die neuen Bewohner gleich einziehen: Onno zwo, Kniepje die II., der große Einsiedler Bernhard, die Seesterne Eno, Meno und Keno, ein Haufen namenloser Blumentiere und Strandschnecken und natürlich wieder seepockenbewachsene Lebendsteine aus den Buhnen. Sogar ein Babyfischchen ist an Bord, von dem ich immer noch nicht weiß, ob es sich um einen jungen Wolfsbarsch oder um eine Grundel, Muräne oder vielleicht sogar um einen jungen Lachs handelt.
Ferner gibt es noch gut zwei Dutzend Mies- und Herzmuscheln als Filtrierer und Seesternfutter.
Aufhärten tu' ich das Wasser nur noch durch Muschelschill, zerbrochene Muschelschalen. Ich habe inzwischen eine Dupl*-Umkehrosmoseanlage im Keller, die Wasserwerte halten sich bis jetzt top. Zusätzlich habe ich noch einen Silikat/Phospatkiller im Zusatzfilter.
Einen Nitritpeak konnte ich seither auch nicht verzeichnen, da ich einmal die Woche mit Hydrokoll und All-in-One aus der Fachhandlung dosiere, das Wasser ist glasklar und damit sauberer als die Nordsee (Kunststück!).
Und das Schönste: Die miteingeschmuggelten Babiekrabbseln häuten sich bereits fleißig, und Seesterne wie der Fischie wachsen!
Nun kann ich mich endlich wieder trauen, diesen alten Thread wiederzubeleben, diesmal will ich's wirklich richtig anpacken!
Viele Grüße allen Gleichgesinnten!
(Friday, 19. August 2011, 13:03)Palinurus schrieb: Hi
Um welche "Anemonen" handelt es sich? Sie tauchen auf den Bildern nicht auf. Womit fütterst Du die Anemonen und die Pferdeaktinien? Leben die Seepocken noch? Als Filtrierer haben sie schlechte Chancen in einem Aquarium.
MfG.
Wolfgang
-So, lieber Wolfgang, nun kann ich Dir also auch endlich Deine Frage beantworten:
Es handelt sich um Seenelken und die weit in der Nordsee verbreiteten Schlammrosen, Sagartia troglodytes, in erstaunlichen Farbvarianten.
Ich füttere sie des Öfteren mit einer Extraration Flüssigplankton oder Fischstückchen, den Rest machen eine Tageslicht- sowie eine Blaulichtröhre für die Zooxanthellen.
Alles, was vom Plankton frei davonschwimmt, landet bei den Seepocken, die nach jeder Fütterung gierig zu wedeln beginnen.
Einmal habe ich aus Versehen die Pipette unter einem der Seesterne zu kräftig ausgedrückt, jetzt ohne Quatsch, der sah am nächsten Morgen aus wie ein Michelin-Männchen und die Spitzen vorne waren rund...!
Aber er hat's zum Glück überlebt!
Viele Grüße!
Alexia
Ein Tourist kommt am Nordseestrand an zwei Ostfriesen vorbei, die mit Gummihosen bekleidet bis zu den Knien im Wasser stehen und angeln. "Na, ernährt Sie denn das Fischen?" - "Och ja, nebenher dichten wir noch ein bisschen", sagt der eine. "So, lassen Sie doch mal hören!" - "Wir stehen hier und angeln Barsch, uns steht das Wasser", er schaut nach unten, "bis zu den Knien." - "Das reimt sich aber gar nicht!" - "Na warten Sie mal, bis die Flut kommt!"