Saturday, 14. February 2009, 10:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Saturday, 14. February 2009, 20:15 von Palinurus.)
Ist Chemie in der Aquaristik nötig?
Um es vorweg zu nehmen: im Großen und Ganzen nein!!!!
1.)Wer aufmerksam Berichte liest, wird bestimmt schon festgestellt haben, die Wasserparameter erklären so gut wie nie, warum einem Tiere eingehen.
2.) Wenn mehrere Leute von ihren Erfolgen bei einer bestimmten Tierart berichten, dann wurden die oft mit den unterschiedlichsten Wasserparametern erzielt.
3.) Wenn man misst, ist noch lange nicht gesagt, dass diese Messergebnisse richtig sind. Das gilt erst recht, wenn man daraus auch noch falsche Schlüsse zieht und hektisch bis panisch falsche oder unnötige Gegenmaßnahmen ergreift, die die Lage evtl. nur verschlimmern.
4.) Wer gegenüber unserer Atemluft so kritisch wäre wie viele gegenüber dem Leitungswasser, müsste entweder auswandern, oder aufwändig gefilterte Luft atmen, oder das Atmen einstellen. Da ist z.B. die nicht auszurottende Legende vom Chloren des Trinkwassers. Es wird fast überhaupt nicht mehr gemacht. Wer sicher gehen will, rufe sein Gesundheitsamt an, die müssen nämlich das Chloren erlauben, und das tun sie nur, wenn die Keimzahl Anlass zu dieser Maßnahme gibt.
5) Es gibt nur wenige Tiere, die weiches Wasser verlangen. Manchmal sind es auch nur die Eier der Tiere, die bei weichem Wasser weniger anfällig sind. (Diskus!) Es ist natürlich richtig, dass man Tiere, die in weichem bis sehr weichem Wasser gezogen wurden, nicht auf Knall und Fall auf Hart trimmen darf. Weichwasser bringt nämlich mehr Probleme als Nutzen: Die Puffereigenschaften sind geringer und pH Schwankungen größer. Es wird mit größerem Aufwand hergestellt, und anschließend gibt man wieder Mineralien dazu, weil es so nicht zu gebrauchen ist.
5.) Blockfilter: Hier werden von den Herstellern aus Gefahren"mücken" "Gefahrenelefanten" gemacht. Es sind Chemie und Pestizidrückstande, Kupfer und Kalk im Leitungswasser, aber sie sind alle nicht nur am unteren Rand der Nachweisbarkeitsgrenze, sondern auch weit unterhalb der Relevanz für Mensch und Tier. Jeder der mit der Hand, gewaschen oder nicht, ins Aq greift, bringt mehr hinein, als der Filter vorher rausgeholt hat, und das gilt nicht nur für Raucherhände.
6. Düngen: In einem Aq, das sich im biologischen Gleichgewicht befindet, düngen Tiere und Bakterien in ausreichendem Maße. Hinzudüngen dient nur zur "Produktionssteigerung" Das gilt auch für CO2. Auch das wird von Tieren und Bakterien in ausreichendem Maße erzeugt. Wer CO2 noch dazu gibt, düngt mehr die Zimmerpflanzen als die im Aq. Viele haben ja auch die berechtigte Sorge, dass Filter und Durchlüfter das CO2 wieder raus befördern. Sie erledigen das nur schneller, als wenn es "von selbst" entweichen müsste. Wenn nämlich Wasser mit CO2 gesättigt ist, ist jede weitere Zugabe für die Katz. Ohne Zugabe von CO2, bringt Durchlüftung evtl. sogar welches aus der Zimmerluft ins Wasser rein, wie übrigens auch Sauerstoff für uns raus. Natürlich nur, wenn das Wasser noch nicht gesättigt, bzw. mit Sauerstoff bei starker Beleuchtung übersättigt war. Es ist übrigens merkwürdig, dass Tierhalter sich mehr um das CO2 für Pflanzen, als um Sauerstoff für Tiere kümmern!
7) Nitrit ist für Wirbellose, die kein Hämoglobin haben, also für fast alle, kein Problem. Da Nitrit ein Abbauprodukt eiweißhaltiger Verbindungen ist, fallen mir da in einem neuen Aq als Nitriquellen nur ein: Filterschlamm, gammelnde Pflanzen, in geringem Maß auch Wurzeln oder Blätter. Aber weder Kies noch Wasser noch gesunde, wachsende Pflanzen erklären einen Nitritpeak. Ich warte immer noch auf meinen ersten! Nitrat dürfte auch kein Problem sein, viele bringen es sogar mit Dünger ins Wasser rein.
Es ist menschlich verständlich, dass man Gründe für Fehlschläge immer bei solchen Sachen sucht , die man glaubt beeinflussen zu können. Nach meiner festen Überzeugung ist das aber leider nur in den wenigsten Fällen so. Es ist nicht die giftige Wurzel, der ummantelte Kies, die Anubias, die zu große Härte oder der zu hohe pH Wert. Alle diese Erklärungen haben nur Sündenbockfunktion. Manchmal sind es Fehler, die der Halter unbewusst macht, z.B, die Futtermenge zu hoch anzusetzen, Oft sind es - besonders aus Hochzuchten - empfindliche oder genetisch fragwürdige Tiere, oft auch Infektionen, bei denen wir nur wenige hygienische Grundmaßnahmen zur Verfügung haben. Von einer stichhaltigen Diagnose ganz zu schweigen.
Natürlich sollte man Tiere und Pflanzen immer gründlich im Auge behalten. Aber wer bei offensichtlichem Wohlbefinden der Tiere Maßnahmen ergreift, nur weil er fragwürdige Messergebnisse hat, die neben der als "unumstößlich" angesehenen Norm liegen, bereitet seinen Tieren unnötige "Wechselbäder" und erreicht meist das Gegenteil.
Gerade weil ich von meinem Beruf her etwas mit Chemie und Biologie zu tun hatte, habe ich für mich - nach schmerzlichen Erfahrungen und Jugendsünden - herausgefunden, dass ich die Chemie aus der Aquaristik rauslasse. Ich denke, dass es meinen Tieren und erst recht meiner Geldbörse so besser geht.
MfG.
Wolfgang
Um es vorweg zu nehmen: im Großen und Ganzen nein!!!!
1.)Wer aufmerksam Berichte liest, wird bestimmt schon festgestellt haben, die Wasserparameter erklären so gut wie nie, warum einem Tiere eingehen.
2.) Wenn mehrere Leute von ihren Erfolgen bei einer bestimmten Tierart berichten, dann wurden die oft mit den unterschiedlichsten Wasserparametern erzielt.
3.) Wenn man misst, ist noch lange nicht gesagt, dass diese Messergebnisse richtig sind. Das gilt erst recht, wenn man daraus auch noch falsche Schlüsse zieht und hektisch bis panisch falsche oder unnötige Gegenmaßnahmen ergreift, die die Lage evtl. nur verschlimmern.
4.) Wer gegenüber unserer Atemluft so kritisch wäre wie viele gegenüber dem Leitungswasser, müsste entweder auswandern, oder aufwändig gefilterte Luft atmen, oder das Atmen einstellen. Da ist z.B. die nicht auszurottende Legende vom Chloren des Trinkwassers. Es wird fast überhaupt nicht mehr gemacht. Wer sicher gehen will, rufe sein Gesundheitsamt an, die müssen nämlich das Chloren erlauben, und das tun sie nur, wenn die Keimzahl Anlass zu dieser Maßnahme gibt.
5) Es gibt nur wenige Tiere, die weiches Wasser verlangen. Manchmal sind es auch nur die Eier der Tiere, die bei weichem Wasser weniger anfällig sind. (Diskus!) Es ist natürlich richtig, dass man Tiere, die in weichem bis sehr weichem Wasser gezogen wurden, nicht auf Knall und Fall auf Hart trimmen darf. Weichwasser bringt nämlich mehr Probleme als Nutzen: Die Puffereigenschaften sind geringer und pH Schwankungen größer. Es wird mit größerem Aufwand hergestellt, und anschließend gibt man wieder Mineralien dazu, weil es so nicht zu gebrauchen ist.
5.) Blockfilter: Hier werden von den Herstellern aus Gefahren"mücken" "Gefahrenelefanten" gemacht. Es sind Chemie und Pestizidrückstande, Kupfer und Kalk im Leitungswasser, aber sie sind alle nicht nur am unteren Rand der Nachweisbarkeitsgrenze, sondern auch weit unterhalb der Relevanz für Mensch und Tier. Jeder der mit der Hand, gewaschen oder nicht, ins Aq greift, bringt mehr hinein, als der Filter vorher rausgeholt hat, und das gilt nicht nur für Raucherhände.
6. Düngen: In einem Aq, das sich im biologischen Gleichgewicht befindet, düngen Tiere und Bakterien in ausreichendem Maße. Hinzudüngen dient nur zur "Produktionssteigerung" Das gilt auch für CO2. Auch das wird von Tieren und Bakterien in ausreichendem Maße erzeugt. Wer CO2 noch dazu gibt, düngt mehr die Zimmerpflanzen als die im Aq. Viele haben ja auch die berechtigte Sorge, dass Filter und Durchlüfter das CO2 wieder raus befördern. Sie erledigen das nur schneller, als wenn es "von selbst" entweichen müsste. Wenn nämlich Wasser mit CO2 gesättigt ist, ist jede weitere Zugabe für die Katz. Ohne Zugabe von CO2, bringt Durchlüftung evtl. sogar welches aus der Zimmerluft ins Wasser rein, wie übrigens auch Sauerstoff für uns raus. Natürlich nur, wenn das Wasser noch nicht gesättigt, bzw. mit Sauerstoff bei starker Beleuchtung übersättigt war. Es ist übrigens merkwürdig, dass Tierhalter sich mehr um das CO2 für Pflanzen, als um Sauerstoff für Tiere kümmern!
7) Nitrit ist für Wirbellose, die kein Hämoglobin haben, also für fast alle, kein Problem. Da Nitrit ein Abbauprodukt eiweißhaltiger Verbindungen ist, fallen mir da in einem neuen Aq als Nitriquellen nur ein: Filterschlamm, gammelnde Pflanzen, in geringem Maß auch Wurzeln oder Blätter. Aber weder Kies noch Wasser noch gesunde, wachsende Pflanzen erklären einen Nitritpeak. Ich warte immer noch auf meinen ersten! Nitrat dürfte auch kein Problem sein, viele bringen es sogar mit Dünger ins Wasser rein.
Es ist menschlich verständlich, dass man Gründe für Fehlschläge immer bei solchen Sachen sucht , die man glaubt beeinflussen zu können. Nach meiner festen Überzeugung ist das aber leider nur in den wenigsten Fällen so. Es ist nicht die giftige Wurzel, der ummantelte Kies, die Anubias, die zu große Härte oder der zu hohe pH Wert. Alle diese Erklärungen haben nur Sündenbockfunktion. Manchmal sind es Fehler, die der Halter unbewusst macht, z.B, die Futtermenge zu hoch anzusetzen, Oft sind es - besonders aus Hochzuchten - empfindliche oder genetisch fragwürdige Tiere, oft auch Infektionen, bei denen wir nur wenige hygienische Grundmaßnahmen zur Verfügung haben. Von einer stichhaltigen Diagnose ganz zu schweigen.
Natürlich sollte man Tiere und Pflanzen immer gründlich im Auge behalten. Aber wer bei offensichtlichem Wohlbefinden der Tiere Maßnahmen ergreift, nur weil er fragwürdige Messergebnisse hat, die neben der als "unumstößlich" angesehenen Norm liegen, bereitet seinen Tieren unnötige "Wechselbäder" und erreicht meist das Gegenteil.
Gerade weil ich von meinem Beruf her etwas mit Chemie und Biologie zu tun hatte, habe ich für mich - nach schmerzlichen Erfahrungen und Jugendsünden - herausgefunden, dass ich die Chemie aus der Aquaristik rauslasse. Ich denke, dass es meinen Tieren und erst recht meiner Geldbörse so besser geht.
MfG.
Wolfgang
natura magister artium