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Nachzucht Pseudosesarma moeschi
#1
[Bild: 2006-11-05_DSC_5392.jpg]

Auch wenn es ein wenig Aufwand erfordert ist es doch möglich, Krabbenarten nachzuzüchten, die sich als primitiver Fortpflanzungstyp vermehren. Als wir uns dazu entschieden, eine Nachzucht bei unseren Pseudosesarma („Rote Mangrovenkrabben“) zu versuchen, standen wir vor der Situation, dass diese offensichtlich nur unter Einsatz von Brackwasser möglich ist, wir aber zu diesem Zeitpunkt eigentlich über keinerlei fundiertes Wissen oder irgendwelche Erfahrungen in Hinblick auf Brackwasseraquaristik verfügten.
Unseren Versuch bauten wir so auf, dass die Nachzucht möglichst unkompliziert durchführbar sein sollte, so dass weder teures Equipment noch umfassende Erfahrung noch komplizierte Aufzuchtbedingungn Voraussetzung bildeten. Für alle, die sich vielleicht auch mal auf so einen Versuch einlassen möchten, hier ein kleiner Einblick:

Benötigtes Material
Aufzuchtbecken ( mindestens 54Liter)
Abdeckung mit Beleuchtungseinheit
1000g Meersalz
Sand
Luftpumpe
Sprudlerstein oder -kugel
40L Wasser
-------------------
kontinuierlich lebende Nauplien
Spirulinapulver
Liquizell
Klemmspot
--------------------------
Separationsschale
trächtiges Weibchen

Vorbereitungen
Es empfiehlt sich, das Aufzuchtbecken frühzeitig aufzustellen, so dass sich zum Zeitpunkt des Nachzuchtbeginns die Werte im Becken stabilisiert haben. Uns scheinen 5-6 Wochen als Standzeit auszureichen. Die Trächtigkeitsdauer der Weibchen beträgt gut drei Wochen, also sollte das Becken schon vor Trächtigkeitsbeginn bereitstehen.
Zunächst haben wir ein trächtiges Weibchen separiert, als der Eiansatz sich von bräunlicher in eine gräuliche Färbung verändert hat und auch sehr „ausgefranst“ wirkte Die Seperationsschale bot 500 ml Fassungsvermögen und wurde mit etwas Aquariensand als Bodengrund und 300 ml Wasser befüllt, desweiteren beinhaltete die Schale einen Lochstein, der etwas über die Wasserstandshöhe ragt, um der Krabbe die Möglichkeit des Landgangs zu bieten.
[Bild: 2009-09-17_DSC_3594.jpg]

Das Wasser in dieser Schale setzte sich zur Hälfte aus Wasser des Haltungsbecken der roten Mangrovenkrabben und zur anderen Hälfte aus Brackwasser des angedachten Krabbenaufzuchtbecken zusammen, indem ein Salzgehalt von 25g Meersalz/L vorlag. Nach knapp 24 Stunden entließ das trächtige Weibchen Tausende von Larven, wobei sich dieses Entlassen insgesamt über gut 20 Stunden hinzog.
[Bild: 2006-09-16_DSC_3569.jpg]

Nachdem sie den Großteil aller Larven abgesetzt hatte, setzten wir sie mit wenigen Eiresten an der Bauchtasche in das Haltungsbecken zurück, da das Weibchen nach einer gewissen Zeit recht lethargisch und geschwächt wirkte. Das mag alleine aus dem Vorgang des Larven-Entlassen resultiert haben, es könnte aber genauso gut am recht schnellen Wechsel von Süß- zu Brackwasser gelegen haben.

Weiteres Vorgehen
Die Krabbenlarven wurden etappenweise in das Aufzuchtbecken umgesetzt. Hierbei handelte es sich um ein 54L-Standardbecken mit 15 Watt Beleuchtungsröhre, einer 1,5 cm dicke Schicht Aquariensand und 40 Liter Brackwasser mit einem Salzgehalt von 25g Meersalz/L. die Temperatur lag während der gesamten Nachzuchtdauer bei konstanten 24°C.
Dieses Becken wurde nicht gefiltert, sondern nur mittels einer Tetratec 100 Luftpumpe und einer Sprudelkugel belüftet und durchgehend beleuchtet. Zum Umsetzungszeitpunkt war das Becken mäßig veralgt, verfügte nur über wenig Mulm und seit Aufstellen des Beckens war kein Wasserwechsel erfolgt, es wurde lediglich in regelmäßigen Abständen verdunstetes Wasser mit normalem Leitungswasser nachgefüllt. Dies behielten wir während der gesamten Entwicklungsdauer der Larven bis zur Minikrabbe auch so bei bei. Besatz bildeten eine Menge Artemien verschiedenster Entwicklungsstadien, die noch aus dem vorhergegangenem misslungenen Aufzuchtversuch stammen.
[Bild: DSC_4198.jpg]


Im Aufzuchtbecken tummelten sich nun unzählige Zoea-Larven. In diesem frühen Larvenstadium wirkten sie sehr rundlich und unter Lupenbetrachtung konnte man einen fast kugeligen Körper mit einem kleinen Schwänzchen erkennen, das eng am Körper anliegt. Auch Augen waren erkennbar
[Bild: 2009-10-01_DSC_4197.jpg]

[Bild: 2009-10-01_DSC_4188.jpg]

Innerhalb der ersten 72 Stunden ab Schlupf erfolgte die Fütterung 2x täglich mit Liquizell und Spirulinapulver bei ausgestellter Belüftung, so dass die Larven zur Futteraufnahme nicht gegen Strömung ankämpfen mussten. Nach 72 Stunden erweiterten wir den Ernährungsplan um selbstgezogene Nauplien und eine Mahlzeit täglich mehr. Damit die Zoea die Nauplien auch schnell finden konnten, wurde während der Fütterung die Beleuchtungsröhre ausgeschaltet und das Becken komplett abgedunkelt, während eine Ecke des Beckens gezielt mittels Halogenspot beleuchtet wurde. Sowohl Nauplien als auch die Zoea sind phototaktisch, daher sammelten sich alle Tiere innerhalb des Lichtkegels und die Krabbenlarven konnten ihr Futter erjagen, ohne dabei mehr Energie zu verbrauchen, als notwendig war. Um ein Verwirbeln der Tiere zu vermeiden stellten wir während der Fütterungszeiten auch für ca. eine Stunde die Belüftung ab.
Nach dieser Stunde wurde wieder auf Standardbeleuchtung umgestellt und auch die Belüftung wurde weiter fortgesetzt.

Nach fünf Tagen ab Schlupf ließen sich schon Häutungen beobachten, bei den Zoea waren häufig am Ende des Schwänzchens Hautreste sichtbar. Auch veränderte sich die Haltung einiger Zoea: Das Schwänzchen wurde nicht mehr so eng an den Körper gepresst, sondern etwas vom Körper weg gestreckt bewegt.
[Bild: 2009-09-22_DSC_3769.jpg]

Nach elf Tagen waren die ersten Megalopas erkennbar. Sie wiesen eine deutlich hellere Färbung als die Zoea auf, ebenso wirkte ihr Schwimmverhalten gesteuerter als das zum Teil recht abgehackte Schwimmen der Zoea und sie hielten auch ihr Schwänzchen gestreckter als die Zoea Unter Lupenbeobachtung wurden die ersten kleinen Beinchen sichtbar. Das Schwänzchen wurde von den Megalopas deutlich zur Steuerung eingesetzt. Ebenfalls konnte man beobachten, dass es zwischen Megalopas und Zoea zu Kämpfen kam, im weiteren Verlauf ließen sich auch Kämpfe der Megalopa-Larven untereinander beobachten, die bis hin zum Kannibalismus ausarteten.
[Bild: 2009-09-30_DSC_4145-4166.jpg]

Nach 16 Tagen konnte man bei den weiterentwickelten Megalopa-Larven die Grundform des Rückenpanzers erkennen, ebenso waren bei diesen Tieren auch die Beine deutlicher ausgeprägt. Das Verhalten der Larven veränderte sich dahingehend, dass sie sich nicht mehr überwiegend in Bodennähe aufhielten, sondern sehr gezielt in höhere Regionen schwammen. Manche begannen an der Scheibe sitzend den Algenteppich abzuweiden, der sich innerhalb der letzten 16 Tage stark verdichtet hatte. Zu diesem Zeitpunkt bestanden deutliche Entwicklungsunterschiede zwischen den Krabbenlarven: Nach wie vor waren sowohl Zoea in verschiedenen Entwicklungsstadien, als auch Megalopas verschiedenster Entwicklungsstadien vorhanden
[Bild: 2009-10-02_DSC_4299_4346.jpg]

[Bild: 2009-10-03_DSC_4378.jpg]

Nach 18 Tagen konnten wir bei den Megalopas, die sich über den Boden bewegten, die ersten richtige Schreitbewegungen beobachten. Fast schien es, als hätten die Tiere dieses Entwicklungs-Niveaus schon eine Art Scheren, die aktiv genutzt wurden. Auch schien sich bei einigen dieser Tiere der Schwanz etwas verkürzt zu haben, bei all diesen Larven war nun – unter Lupenbeobachtung – auch eine klare Segmentierung am Schwänzchen erkennbar, dieser Schwanz wird im weiteren Entwicklungsverlauf unter den Bauch geklappt und bildet dann das Pleon.
[Bild: 2009-10-06_DSC_4487.jpg]

Am 20. Tag konnten wir schließlich die ersten „Fastkrabben" sichten. Diese Tiere sahen von ihrer Form her schon aus wie Minikrabben, hatten jedoch im Gegensatz zu vollständig entwickelten Krabben nur sechs statt acht Beine. Mittlerweile zeigten sich deutlich erkennbare Scheren, sowie der gezielte Gebrauch derselben, ebenso konnte man nun auch die typischen Bewegungsabläufe von Krabben beobachten, wie etwa den seitlichen Gang. Bei diesen weit entwickelten Megalopas war zwar noch ein kleines Schwänzchen sichtbar, aber die Tiere begannen nun, ihn unter ihren Bauch zu klappen.
[Bild: 2009-10-06_DSC_4478.jpg]

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.Die Beckeneinrichtung veränderten wir nun dahingehend, dass wir den Wasserstand um etwa ein Drittel absenkten und eine in Salzwasser gewässerte Mangrovenwurzel, die auf einen Stein gebunden war, einbrachten, damit den weiter entwickelten Megalopas auch die Möglichkeit des Landgangs zur Verfügung stand. Vorrangig wurden Stein und Wurzel als Versteck genutzt.

Schließlich nach 28 Tagen haben wir die erste vollentwickelte Jungkrabbe im Aufzuchtbecken entdeckt! Beine und Scheren waren deutlich segmentiert, das Tier wies an Caraparax und den Segmentgrenzen eine leicht bräunliche Färbung auf, war insgesamt aber noch sehr transparent.
[Bild: 2006-10-28_DSC_5144.jpg]

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Aus dieser Nachzucht gingen 123 junge Mangrovenkrabben hervor. Während der kompletten Aufzucht wurde im Aufzuchtbecken weder Wasser gewechselt, noch wurden irgendwelche Wasserwerte gemessen. Dies mag vielen zunächst sehr eigenartig anmuten, aber der Erfolg gibt uns recht, die Zoea-Larven haben verschiedene Stadien durchlaufen und sind über Wochen zu kleinen Pseudosesarma herangewachsen Smile Die Entwicklung von Larve zur fertigen Minikrabbe hat bei dieser Nachzucht 28 Tage gedauert. Bei diesen Tieren steht die Wachstumsgeschwindigkeit in direktem Zusammenhang, mit dem verfügbaren Platz. Bei hoher Besatzdichte wachsen sie nur sehr langsam, daher hatten wir die Tiere nach gut fünf Monaten auf drei Aufzuchtbecken verteilt. Ab da war eine deutliche Beschleunigung im Wachstum der Tiere erkennbar, aber die Unterschiede waren teilweise noch immer sehr gravierend.

Über mehrere Wochen wurden die Jungkrabben nach und nach an Süßwasser gewöhnt. Mit der Aufteilung auf verschiedene Nachzuchtbecken begannen wir auch mit regelmäßigen Wasserwechseln (1x wöchentlich 50%), wobei aber ausschließlich Süßwasser zugefügt wurde.

[Bild: 2007-01-11_DSC_7696.jpg]

Einen ausführlichen Nachzuchtbericht als PDF-Datei findet ihr hier
http://www.panzerwelten.de/Div/Krabbenzucht.pdf
LG
Moni
aka Ygra

[Bild: 300pw-harlek3.jpg]
Wer anderen in den Hintern kriecht muss sich nicht wundern, wenn er ihnen irgendwann zum Hals raus hängt
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#2
Hallo,

Sind die Bilder dieses wunderbaren Berichts noch irgendwo aufzufinden?

mit besten Grüßen,
abuzer
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#3
Hallo Abuzer,
willkommen im Panzerwelten-Forum. Das hatte ich gar nicht gesehen, dass die nimmer angezeigt werden. Bei Gelegenheit ergänze ich das gerne – momentan fehlt mir dazu aber leider die Zeit. Du kannst den kompletten Zuchtbericht (einschließlich der zugehörigen Bilder) aber hier runter laden:

http://www.panzerwelten.de/Div/Krabbenzucht.pdf <-- nur die Links am Ende des Berichtes sind nicht mehr aktuell
LG
Moni
aka Ygra

[Bild: 300pw-harlek3.jpg]
Wer anderen in den Hintern kriecht muss sich nicht wundern, wenn er ihnen irgendwann zum Hals raus hängt
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#4
des ist ja echt gigantisch was ihr da geschafft habt wie viele tiere sind denn wirklich als richtige krabbe also ausgewachsen durchgekommen
grüße philipp




Ich bin nicht faul,ich nutze meine ressourcen nur suboptimal !
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#5
Kann ich dir nicht mal genau sagen, aber rechne mal irgendwas zwischen der Hälfte bis zwei Drittel
LG
Moni
aka Ygra

[Bild: 300pw-harlek3.jpg]
Wer anderen in den Hintern kriecht muss sich nicht wundern, wenn er ihnen irgendwann zum Hals raus hängt
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#6
also so 50 tiere ??
grüße philipp




Ich bin nicht faul,ich nutze meine ressourcen nur suboptimal !
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