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Grabverhalten bei Hemigrapsus und Platyeriocheir
#1
Hallo,
ich bin ein Biologiestudent, der sich für die Evolution von Krabben interessiert und beschäftige mich seit einiger Zeit damit, inwiefern Verhaltensweisen die Abwandlung der Laufbeine vom Grund(Lauf-)typus im Laufe der Evoltion verändert haben könnten.

Ich habe deshalb eine Frage zu den Betreibern von panzerwelten.de. Mich beschäftigt zunächst die Frage, wie das Grabverhalten von Hemigrapsus sanguineus, bzw. takanoi und Platyeriocheir formosa aussieht. Dabei meine ich jetzt nicht, das Graben von Höhlungen in relativ festem Sediment sondern das spontane Eingraben in eher schlammigen, losem Sandboden, so wie man es z.B. bei Strandkrabben an der Nordsee beobachten kann. Konntet ihr bisher so ein Verhalten bei den drei genannten Arten schonmal beobachten?

in dem Beitrag "Beobachtungen zu H.sanguineus, C.maenas und H.penicillatus" wurde kurz erwähnt dass die Hemigrapsus-Arten sich nicht eingraben... konnten ihr das bisher auch während der Haltung beobachten?
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#2
Hallo DHazerli
willkommen im Panzerwelten-Forum. Bei beiden Hemigrapsusarten konnten wir bisher noch kein spontanes Eingraben beobachten – weder an der Küste, noch im Aquarium. Zu Platyeriocheir formosa kann ich dir leider keine zuverlässige Angabe machen, da wir über diese Art bisher kaum Beobachtungen vornehmen konnten.
LG
Moni
aka Ygra

[Bild: 300pw-harlek3.jpg]
Wer anderen in den Hintern kriecht muss sich nicht wundern, wenn er ihnen irgendwann zum Hals raus hängt
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#3
Danke für die Antwort! Das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen, was Hemigrapsus angeht. Ich habe auch schonmal eine Strandkrabbe (Carcinus maenas) und einen Hemigrapsus sanguineus für einige Tage in einer Plastikbox mit weichem Sediment gehalten, auch hier hat sich nur Carcinus eingegraben.

Das ist daher interessant, da man bei genauem Hinsehen feststellen kann, dass auch bei Hemigrapsus (wie bei Carcinus) das letzte Beinpaar etwas abgeflacht ist... wohl als Resultat davon, dass das letzte Beinpaar im Vergleich zu den vorderen etwas verkürzt und breiter (zumindest der Propodus und Dactylus) ist. Manchmal wird das ja als Anpassung an ein Grabverhalten gedeutet, was ich nicht glaube. Ich denke, dass die Begründung in der Form der Beine selbst liegt, die ja fürs Laufen optimiert sein müssten. Die Feststellung, dass Hemigrapsus das Beinpaar anscheinend nicht zum Graben benutzt und das Bein trotzdem in der Form jenem von Carcinus ähnelt, würde dies unterstützen.

bei Platyeriocheir ist die Ähnlichkeit zu Carcinus beim letzten Beinpaar noch deutlicher (weil das letzte Bein insgesamt größer ist als das bei Hemigrapsus... so wie bei Carcinus)
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#4
Hossa Icon_wink

Die Hemigrapsus spp., die wir aus Belgien und Frankreich hatten und vielfach in der Normandie und Pas-de-Calais am Strand gesucht haben, verstecken sich unter Steinen bzw. in Ritzen (wie Carcinus ja auch gern). Auch im Aquarium suchen sie sich Löcher in den Steinen, mit Eingraben war da nichts, wie Moni auch schon schrieb. Wir haben beide Hemigrapsus-Arten über Monate gehalten bzw. aktuell haben wir noch ein H. sanguineus-Männchen, und das ebenfalls seit April.

Mit dem letzten Beinpaar die Deutung als Grabehilfe ist mir bekannt, wie auch bei Nautilothelphusa zimmeri z.B.. Ich kann mir jedoch auch vorstellen, dass dies mitunter zutrifft, manchmal aber auch andere Gründe haben kann. Ggfls. könntest Du auch PD Christoph Schubart (Biologie Regensburg) oder Prof. Michael Türkay (Senckenberg Frankfurt) dazu befragen, falls Du nicht an einer "Crustaceologen-Uni" bist, es gibt auch noch einige andere deutsche Spezialisten für Brachyuren. Ich glaube, es gibt auch allerhand Paper zu dem Themenkomplex, allerdings habe ich jetzt auch keine Liste. *grübel*
Maat et joot, 'ne schöne Jrooß un bess demnähx, Ollie (vorher BEASTIE bzw. BEASTIEPENDENT)

[Bild: pw-mangroven7_312px.jpg] 
Krabben und andere Crustaceen (Krebstiere),
Muscheln, Schnecken und Zwergkrallenfrösche, Minidrachen (Zwergbartagamen + Hausgeckos) und Schlangen in rund 30 Becken
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#5
Das verbreiterte letzte Bein bei Nautilothelpusa ist mir auch schon aufgefallen. Hier ist das Bein aber im Gegensatz zu Carcinus und Hemigrapsus länger (das Längenverhältnis von Propodus zu Carpus ist hier auch größer als bei den anderen beiden Arten). Der Propodus scheint hier wirklich auch breiter als "normal", bei Carcinus und Hemigrapsus scheint die "Verbreiterung" mit der Verkürzung des Propodus zu korrelieren. Weißt du, ob es bei Nautilothelphusa noch irgendwelche anderen Beobachtungen zu einer eventuellen anderen speziellen Funktion des letzten Beins gibts? vielleicht gräbt sich die Art ja auch in eher festeren Sand ein? Literatur habe ich zu der Art bisher nicht viel gefunden.

Ich haber bereits Literatur zu dem Thema durchforstet, allerdings gibt es ja auch eher wenig Literatur zur Evolution bestimmter Merkmale bei Krabben, die meisten Aussagen sind da immer sehr hypothetisch und stehen eher im Diskussionsteil in Systematik-Literatur. Die beiden genatten Professoren sind mir (vom Namen her) bekannt. Ich denke ich werde Herrn Schubart bald nochmal anschreiben. Herr Türkay ist ja in Rente gegangen.
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#6
"The features of Nautilothelphusa are unusual in that it suggests the species is more natatorial than Parathelphusa and Syntripsa species. The carapace shape and dorsoventrally flattened last pair of ambulatory propodi, reminiscent of those in swimming crabs of the family Portunidae suggests this. … The legs, however, have been seen to used to help them burrow backwards into the sand." schreiben Kia & Ng (2006) in "The Freshwater Crabs of Sulawesi, with Descriptions of Two New Genera and Four New Species". The Raffles Bulletin of Zoology 54 (2): 381-428. Das Paper hast Du wahrscheinlich.

Peter Koller (ein Mitarbeiter von Christoph) hat auch an den Tieren geforscht (ist aber leider momentan kaum erreichbar): http://www-evolution.uni-regensburg.de/S...terKoller/

Ja, Herr Türkay ist aber weiter erreichbar *g*. Das ist eher ein Unruhestand. Aber Christoph wird Dir auch gern antworten. Wenn nicht, keinesfalls weil er keine Lust hat, dann ist Deine Mail untergegangen. Dann nach zwei Wochen nochmal nachfragen. Icon_wink

Der dritte große Brachyurologe unserer Zeit ist Peter Ng in Singapur, aber Peter ist derzeit mit dem Neubau seines Museums auch ziemlich überlastet…
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#7
Hallo, nach einer Pause beschäftige ich mich mal wieder mit dem Thema.

Kia & Ng 2006 hab ich nicht und finde es auch nicht per Internet-Recherche.

Kann man denn die Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) dabei beobachten, dass sie sich rückwärts ins Sediment eingräbt? Oder baut sie ausschließlich Wöhnhöhlen?

Herr Schubart ist tatsächlich schwer zu "erreichen" bzw. seine Antworten kommen eher kurz und sporadisch
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#8
Hi DHazerli,

wir haben bisher nur leere Hüllen von Eriocheir gesehen, daher können wir das nicht sagen. Mit diesen Tieren beschäftigt sich z.B. Dr. Georg Becker auf dem Rheinschiff in Köln http://rheinstation.uni-koeln.de/rheinstation.html?&L=0 und Stefan Gollasch http://www.gollaschconsulting.de/index.h.../other.htm .

Das Paper ist der erste Link hier: https://www.google.de/search?client=safa...8QfwtYCIBA
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#9
In eurer Galerie gibt es Bilder der süßwasser-/landbewohnenden Art Thaksinthelphusa. Haltet ihr Exemplare dieser Art auf Sandboden und konntet ihr bei diesen schonmal ein spontanes Eingraben in weiches Sediment beobachten?
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#10
Hallo DHazerli,
Exemplare dieser Gattung haben wir schon lange nicht mehr, aber wenn ich mich entsinne, dann haben sie seinerzeit Bauten gegraben. Dies war aber ein gezieltes Revieranlegen, kein spontanes Eingraben um sich beispielsweise vor einem potentiellen Feind zu verbergen
LG
Moni
aka Ygra

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