Freue mich dass der Fluss dieses thread in eine freundlichere Richtung geht. Im allgemeinen muss keiner vor mir beschuetzt werden.
Zu Pueffis post:
(Wednesday, 24. November 2010, 7:19)Püffi schrieb: "Diese Bemerkung bezieht sich für mich ganz klar darauf, das es darum ging, das die Weibchen bei diesem Hybridisierungsversuch von den Männchen getötet und gefressen wurden. Und das es eben (außer dem Proteinbedarf der Männchen) noch andere Gründe für die Tötung gegeben haben kann. Z.B. unterschiedliche Verhaltensmuster gegenüber artfremden Krabben und arteigenen Krabben. Solche unterschiedlichen Verhaltensmuster habe ich bereits beobachten können. Ist aber natürlich keine wissenschaftlich belegte Studie."
Ich haette dieses Experiment gar nicht gemacht, wenn ich mir sicher waere, dass es sich um zwei verschiedene Arten handelt. Da sich die Taxonomen aber nicht einig darueber sind, macht ein derartiges Experiment durchaus Sinn. Da der Ausgangspunkt war, nicht zu wissen, ob es sich um unterschiedliche Arten handelt, kann man auch nicht ahnen dass unterschiedliche Verhaltensweisen zu erwarten sind. Ich habe ein gewisses Grundverstaendnis vorrausgesetzt und einen bestimmten post als Provokation aufgefasst, da der recht sueffisante und rhetorische Schreibstil auf entsprechendes Wissen hindeutet, was nicht der Fall war. Also tut mir leid.
Zu illumis post
(Wednesday, 24. November 2010, 12:10)illumis schrieb: "Deine Antwort bereitet mit jetzt aber doch Kopfzerbrechen, da ich Hybridisierung und Artbegriff anders in meiner Erinnerung habe. Hybridisieurng ist doch "Kreuzung von Pflanzen/Tieren verschiedener Taxa", richtig? Taxon verstanden als systematische Gruppe auf irgendeiner Stufe der systematischen Klassifikation; findet Hybridisierung auf dem Level von Subspecies, Species, Genera und sogar Familien statt. Innerhalb einer Art/Species (abhängig von der jeweiligen Definition natürlich) muss jedoch Fortpflanzungsfähigkeit gegeben sein, richtig? Hybride sind jedoch sehr oft steril - kurzum: was hat Hybridisierung mit Art zu tun?"
Hier wieder das Kopfzerbrechen.
Mein Standpunkt: Eine Hybridiserung verschiedener Taxa mit dem Resultat einer sich im natuerlichen Habitat erfolgreich behauptenden Population ist in der Zoologie gemaess des allgemein anerkannten Artkonzeptes (hier gibt es einen breiten Konsens unter den Biologen) der biologischen Art nicht moeglich, der Begriff Taxon resultiert aus dieser Unmoeglichkeit (der Begriff Taxon entspricht dann nicht dem der Genetiker oder Morphologen). Arten werden als etwas real Existierendes betrachtet, sind aber oft Hypothesen, die getestet werden, wenn es interessant erscheint. Die meisten Arten sind im Raum stehende Hypothesen, deren Test nicht interessant erscheint, weil das Ergebnis irgendwie absehbar ist. Unterarten sind auf dem Weg zur Art (was sich nicht beweisen laesst, was den Begriff wissenschaftlich uninteressanter macht), Genera und hoehere systematische Kategorien sind menschliche Kunstprodukte, um den Ueberblick nicht zu verlieren. Was nicht heisst dass sich Vertreter von Familien mit denen anderer kreuzen koennen, die Einteilung funktioniert da anscheinend ziemlich gut und gibt die tatsaechliche phylogenetische Distanz wieder. Zwei real existierende Arten kann man nicht (erfolgreich, reproduktionsfaehige Nachkommen) kreuzen, es koennen sich aber sehr wohl als vom Menschen anerkannte verschiedene Arten kreuzen, wenn sie naemlich keine sind, Hypothese nicht bestaetigt. Der Streit von Morphologen, Genetikern oder anderen Biologen ist ueberzogen, Morphologie ist ein guter Indikator dafuer dass Populationen keine Gene austauschen, die Genetik entsprechend ein anscheinend besseres Tool um solche Beziehung zu untersuchen und die fuer mich wohl beste, aber wohl oft undurchfuehrbare weil aufwaendige Variante ist, in interessanten Faellen (wie bei kryptischen Populationen, die morphologisch identisch sind) einen Hybridisierungsversuch durchzufuehren. Arten stellen in diesen Versuchen eine Hypothese dar (Hybridisierung ist ein etwas irrefuehrender Begriff, da ich ja erst rausfinden will, ob es Arten sind), man nimmt Vertreter aehnlicher Populationen und versucht diese zur Reproduktion zu bringen. Dabei sollte man auch sehen, wie die Reproduktionsfaehigkeit der folgenden Generationen aussieht. Im menschlichen Alltag kommen dann lustige Hunderassen dabei heraus, die man unter dem Artbegriff Hund zusammenfasst. Und bei Tieren, bei denen Hybride nicht kreuzungsfaehig sind, benutzt man dann weiterhin die alten Artnamen, Pferd und Esel zum Beispiel. Bei diesen treuen Gefaehrten des Menschen gab es auch kein Kopfzerbrechen.
Die biologische Definition macht fuer mich Sinn, weil sie fuer mich am ehesten im Einklang mit einem anderen Konzept steht, Evolution.
Mich interessiert beruflich sehr wie Arten als Antwort auf sich veraendernde Habitatfaktoren entstehen, bei dem "wie" hilft mir die Genetik nicht viel weiter, sie ist aber ein gutes Tool um zu ueberpruefen, ob da schon etwas passiert ist. Entsprechend versuche ich in meiner Arbeit alle verfuegbaren Methoden einzusetzen (kape) und dann eine Empfehlung fuer die verschiedenen Spezies abzuliefern, die sich mit Spezien beschaeftigen.